Lisa-Marie Hetges, studierte Arbeits-
und Organisationspsychologie und kehrt
nun zurück in die Erwerbstätigkeit
Mit der Hochschulzugangsberechtigung und bisher erbrachten Studienleistungen sind Studienaussteiger/innen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt attraktive Bewerber/innen. Die Ausbildungslandschaft in Deutschland bietet zudem verschiedene Möglichkeiten, einen Abschluss oder eine Qualifizierung zu erhalten und somit eine Alternative zum Studium zu entdecken.
Wenn du Unterstützung suchst, kannst du gerne zu uns ins Coaching kommen. Oder du kannst dich bei unseren externen Allianzpartnern (z.B. Kammern, Agentur für Arbeit) beraten lassen.
Und wenn du den direkten Kontakt zu Unternehmen suchst, dann schau mal auf unsere Unternehmensliste nach wer alles Studienaussteiger*innen willkommen heißt!
Es war immer mein Ziel Lehrerin zu werden. Als ich 2015 mein Abitur am Wirtschaftsgymnasium abgeschlossen habe, entschied ich mich dazu mein Ziel zu verfolgen und bewarb mich bei diversen Universitäten in ganz NRW. Bei der Anmeldung an den Unis bemerkte ich bereits, dass ich keine Chance hatte in mein Wunschstudienfach Deutsch zu kommen, da mein NC mit 3,0 nicht ausreichend war.
Schließlich musste ich mir alternative Studienfächer überlegen und entschied mich für Geschichte, nicht zuletzt auch, weil dort der NC nicht so hoch war wie in anderen Fächern. Auch meine Wunschuniversität sagte mir nicht zu und so entschloss ich mich an die Universität zu Köln zu gehen.
Im Frühjahr 2016 hatte ich bereits so große Zweifel, dass ich des Öfteren Gespräche mit meiner Familie und meinen Freunden suchte. Ich wollte mein Studium nie abbrechen. Das Studium war mein Plan A und es gab keinen Plan B. Ich habe mich anfangs geschämt und hatte große Angst davor weitere Schritte zu gehen. Ich hatte Angst vor meiner Zukunft. Ich kannte leider keine Anlaufstellen in der Universität für mein Problem und hatte nicht das Gefühl, dass sich dort irgendwer dafür interessieren würde. Meine Freunde und vor allem meine Eltern unterstützten mich hierbei so gut es ging und ich fällte die Entscheidung mein Studium abzubrechen und mir stattdessen eine Ausbildung zu suchen. Da ich im Mai 2016 bereits spät dran war mit meinen Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz für August/September 2016, hatte ich aber auch hier keine großen Hoffnungen. Anders als erwartet luden mich jedoch viele Unternehmen ein und einige boten mir sogar einen Ausbildungsvertrag an. Durch das Studium wurde mir aber genau klar was ich will und erwarte, sodass ich den meisten Unternehmen sogar absagte. Mein letztes Bewerbungsgespräch führte ich mit meinem heutigen Ausbildungsbetrieb, der Siempelkamp Giesserei GmbH von dem ich direkt überzeugt und beeindruckt war. Die Ausbildung erfolgt in Kooperation mit der Firma Geo-Mont Personaldienstleiste GmbH, was mir nur Vorteile bringt. Auf meine Ausbildungsstelle kam ich durch eine intensive Internetrecherche.
Ich kann allen Studierenden mit Studienzweifeln nur empfehlen sich jemanden anzuvertrauen. Man sollte sich außerdem genau Gedanken darum machen was man will. Sollte das Studium nicht so sein wie man es sich vorgestellt hat, brauch man keine Angst davor haben seine Entscheidung zu ändern. Es gibt immer einen Plan B!
Erfolgreiche Studienaussteigerin Alicia, 23 Jahre alt (Foto: privat)
Yannik: Vom Wirtschaftsingenieurwesenstudium zur Ausbildung
Bis ich mich ich mich endgültig entschieden hatte zu studieren, hat es eine ganze Weile gedauert. Das lag vor allem daran, dass bei mir bereits dort die Unsicherheit herrschte, ob ein Studium überhaupt das Richtige für mich ist.
Mein Jahrgang war der erste, der das G8-Abitur absolviert hatte, so dass ich mit gerade einmal 18 Jahren bereits die Allgemeine Hochschulreife in der Tasche hatte – doch was ich später beruflich machen wollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Um die Zeit der Entscheidungsfindung sinnvoll zu überbrücken, entschied ich mich für ein freiwilliges, soziales Jahr. Doch auch zum Ende des FSJ musste ich mich wieder damit auseinandersetzen, wie es beruflich für mich weitergehen sollte.
Was ich damals allerdings nicht wusste: Das 6-wöchige Praktikum, das ich vorab für das Studium absolvieren musste, brachte mich zu der Firma, bei der ich heute meine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik mache. Die Firma Elektro Löb ist ein mittelständiges Unternehmen in Mönchengladbach. Durch die familiäre Atmosphäre fühlte ich mich sofort wohl und gut aufgenommen. Außerdem konnte ich in den 6 Wochen einen Einblick erhaschen, wie umfangreich der Beruf des Elektronikers ist und welche Weiterbildungsmöglichkeit sich nach der abgeschlossenen Ausbildung bieten.
Doch das Studium stand nun schon fest und zum Wintersemester ging es dann los. Die technischen Fächer fand ich interessanter als die wirtschaftlichen Fächer, aber das ist natürlich Geschmacksache. Was mich sehr überraschte, war die Menge an Informationen die man pro Fach und pro Stunde lernen musste. Dies stellte sich zu meinem Nachteil aber erst in der Klausurphase heraus, als ich alles nacharbeiten musste. Ein Grund, warum ich mich dann entschied das Studium abzubrechen, war die fehlende Praxis, ohne die es mir schwer fiel den ganzen Stoff zu verinnerlichen. Auch die fehlende Anwesenheitspflicht trug dazu bei, dass ich mich bei der ein oder anderen Lehrveranstaltung dazu entschied, lieber zuhause zu bleiben. Inzwischen weiß ich, dass eine strukturierte Arbeitswoche das Beste für mich ist.
Da mich meine Eltern auf meinem Weg immer unterstützen, konnte ich ihnen offen und ehrlich sagen, das dieses Studium nicht das Richtige für mich war. Doch nun stand die Frage erneut im Raum, wie es im Sommer weitergehen sollte – sollte ich zum Sommersemester ein anderes Studium beginnen oder vielleicht doch lieber eine Ausbildung? Da mir das Praktikum bei der Firma Elektro Löb sehr viel Spaß gemacht hatte, fiel die Entscheidung – anders als kurz nach dem Abitur – hier deutlich einfacher. Ich wusste sofort: Ich möchte die Ausbildung dort anfangen. Was mir persönlich an der Ausbildung und der Arbeit gefällt, ist, dass man jeden Tag sieht was man erreicht hat – und das gibt mir ein gutes Gefühl.
Wenn man Zweifel am Studium hat, kann ich nur empfehlen, mit jemanden darüber zu reden. Seien es die Eltern, Freunde oder Kommilitonen, die man während des Semesters kennengelernt hat. Manchmal hilft schon ein kleiner Vorschlag oder eine Anregung, die einem dabei hilft, für sich selbst einen Entschluss zu fassen: Breche ich das Studium ab oder mache ich weiter und gebe dabei alles.
Erfolgreicher Studienaussteiger Yannik (Foto: privat)
Finn: Vom Studium der Physik zur Ausbildung
Ich habe mich nach meiner Schulzeit für den Studiengang Physik an der Universität zu Köln entschieden, da ich schon immer großes Interesse an MINT-Fächern hatte und mir besonders Physik als Fach immer Spaß gemacht hat.
Für mich war zu diesem Zeitpunkt klar, dass ich später einen Beruf ausüben möchte, der sich viel mit Naturwissenschaften beschäftigt. Jedoch wusste ich nicht mal ansatzweise, wie dieser Beruf aussehen sollte.
Irgendwann musste ich dann erneut Module für das nächste Semester auswählen. Der Gedanke daran, was ich nächstes Semester machen werde und die Befürchtung, dass sich meine Situation nicht bessern wird, löste etwas in mir aus.
Ich kam zu der Erkenntnis, dass dieses Studium zu diesem Zeitpunkt nicht das Richtige für mich war. Diese Entscheidung war ein langer Prozess. Ich musste mir eingestehen, dass ich mit dem Studium nicht weitermachen kann und auch möchte. All das machte ich mit mir selber aus. Nicht weil ich niemanden hatte, mit dem ich darüber reden konnte, sondern weil ich das Gefühl hatte, es so machen zu müssen. Ich zog es gar nicht in Betracht, mich beraten zu lassen.
Es fiel mir sehr schwer, meine Entscheidung meiner Familie mitzuteilen. Sie unterstützten mich, nachdem ich es laut ausgesprochen hatte, ohne zu zögern. Für sie war es kein Versagen, für mich eine Zeit lang schon.
Rückblickend bin ich froh über meinen Entschluss, das Studium abzubrechen, statt mich noch länger damit zu belasten. Aber ich bin auch genauso froh darüber, dass ich es begonnen habe und sehe es keinesfalls als Fehler an.
Ich absolviere nun seit Ende 2016 eine Ausbildung bei der Firma Elektro Löb GmbH & Co. KG zum Elektroniker im Fachbereich Automatisierungstechnik. Hierbei werde ich im Alltag ständig mit neuen, praktischen oder praxisorientierten Problemen konfrontiert, die es zu lösen gilt. Dabei lerne ich neue Dinge, sowohl in der Theorie, als auch im handwerklichen Bereich. Dieses praxisbezogene Lernen macht mir viel Spaß und ist momentan genau das, was ich als Einsteiger in mein Berufsleben brauche.
Meine Erfahrungen bestätigten mir, dass die „Richtung“ damals schon richtig war, nur der Ansatz nicht optimal gewählt war.
Erfolgreicher Studienaussteiger Finn (Foto: privat)